Dynamo bringt 1:0 gegen Aue über die Runden
In einem lange rassigen, bis zum Ende hin spannenden Sachsenderby hat Dynamo Dresden Erzgebirge Aue am Samstag knapp geschlagen. In einem Spiel mit zahlreichen Torgelegenheiten fehlte den Veilchen am Ende das Quentchen Glück. Die SG Dynamo Dresden hat auch das zweite Sachsen-Duell in dieser Saison für sich entschieden. Wie schon die Partie in der Vorrunde gewann das Team von Markus Anfang auch das Rückspiel glücklich mit 1:0. Die in diesem Jahr ungeschlagenen Gelb-Schwarzen melden damit immer mehr Aufstiegsambitionen an. Aue konnte diesmal kein Spitzenteam ärgern, einen Punkt hätte die Dotchev-Elf aber verdient.
Hitzig, rassig, chancenreich – das 107. Derby zwischen Dynamo und Aue hielt, was es versprach. Auch die Kulisse stimmte: Zum ersten Mal nach drei Jahren war das Rudolf-Harbig-Stadion mit 30.000 Zuschauern wieder ausverkauft. Die Emotionen schlugen auch nach dem Schlusspfiff noch hoch. Ein Profi hatte besonderen Redebedarf. Die Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um den Dresdner 1:0-Sieg.
Torhüter Stefan Drljaca hat Dynamo Dresden im 99. Punktspiel gegen den FC Erzgebirge Aue den Sieg gerettet. Beim 1:0 (1:0) war der 23-Jährige am Samstag bester Dynamo-Spieler. In einem rassigen, intensiven, aber von vielen Fehlern geprägten Duell hatte Ahmet Arslan Dynamo nach 39 Minuten per Foulelfmeter in Führung gebracht. Vor 30.808 Zuschauern im ausverkauften Rudolf-Harbig-Stadion vergaben beide Teams in der Folge zahlreiche Chancen. Dresden rückt mit dem Sieg auf Rang fünf nach vorn, Aue verbleibt im Mittelfeld.
Viele Chancen wurden liegengelassen
Die Anfangsphase gehörte den Gästen, die Dynamo mit hohem Pressing begegneten und damit beeindruckten. Den Gastgebern gelang im Spielaufbau wenig, dafür erarbeitete sich Aue einige Möglichkeiten. Erst nach 15 Minuten setzte Dynamo nach vorn Akzente. Auch, weil Aue Christian Conteh zu viel Raum ließ. Der schnelle Angreifer aber nutzte seine Chancen (18./42.) nicht. So scheiterte er frei stehend gleich zweimal an Aue-Kapitän Martin Männel. Auch dessen Gegenüber Drljaca konnte sich auszeichnen, als er einen Schuss von Omar Sijaric (19.) sowie einen Kopfball von Marvin Stefaniak in großem Stil parierte.
Die Führung nach dem verwandelten Elfmeter – Boris Tashchy hatte Tim Knipping umgerempelt – gab Dynamo mehr Sicherheit. Allerdings hatten die Gastgeber Glück, dass in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit sowohl Sijaric als auch Linus Rosenlöcher nicht zum Ausgleich trafen.
Auch im zweiten Abschnitt übertrafen sich beide Teams im Auslassen hochkarätiger Möglichkeiten. Rosenlöcher (55.) und Tim Danhof (62.) scheiterten an Drljaca, Conteh und Stefan Kutschke (59.) an der vielbeinigen Aue-Abwehr. Dynamo verlegte sich bereits zeitig auf das Verteidigen des Vorsprungs, lauerte auf Konter. Die Gäste mühten sich, fanden im gegnerischen Strafraum aber nicht die entscheidende Idee. Ein Kopfball von Erik Majetschak (87.) landete nur am Pfosten.
Welche Szene erhitzt die Gemüter nach dem Spiel noch?
Es lief die 88. Minute, als Aues Erik Majetschak mit einem Kopfball den Außenpfosten traf. Dynamo-Schlussmann Stefan Drjlaca und der Aue Korbinian Burger sprinteten dem Ball hinterher, der Keeper hechtete, Burger fiel – doch die Pfeife von Schiedsrichter Tobias Welz blieb stumm. Eine Fehlentscheidung? „Ich kann nur etwas Falsches sagen, deshalb möchte ich lieber nichts sagen“, erklärte Pavel Dotchev, der Trainer des FC Erzgebirge, in der Pressekonferenz. Sein Kollege Markus Anfang äußerte sich. „Bei solchen Entscheidungen ist es immer schwierig. Ich hab es mir im TV angesehen: Heute hatten wir die Entscheidungen auf unserer Seite“, so der Dynamo-Coach. Einer der unmittelbar Beteiligten hatte eine etwas andere Wahrnehmung. „Ich hechte zum Ball, ziehe die Hände weg, er trifft mich im Gesicht. Aus meiner Sicht war das kein Elfmeter“, erklärte der überragende Dynamo-Schlussmann Stefan Drjlaca, der in dieser Szene dennoch Glück hatte.
Warum spricht Nazarov von einer Frechheit?
Er hatte etwas mitzuteilen, das spürte man sofort. Dimitrij Nazarov konnte kaum die erste Frage abwarten, bevor er loslegte: „Was sich der arrogante Schiedsrichter heute geleistet hat, war eine absolute Frechheit. Da waren so viele strittige Situationen, er muss nicht jeden Elfmeter geben, aber die Szene mit Burger – das war ein klarer. Das haben ja selbst die Abwehrspieler von Dynamo gesagt. Es ist bitter, dass wir das Spiel so verlieren“, polterte der Angreifer des FC Erzgebirge und ahnte wohl schon, welche Konsequenzen seine Brandrede haben könnte. „Da kann mir der DFB jetzt wieder ein Brief schreiben, dass ich die Schiedsrichter nicht angehen soll, aber das geht mir am Arsch vorbei.“
Ist der Foulelfmeter für Dynamo berechtigt?
Nach einem Freistoß von der rechten Seite rannten Dynamo-Verteidiger Tim Knipping und der Auer Boris Tashchy im Strafraum los, beide fielen, der Schiedsrichter deutete auf den Punkt. „Er zerrt an mir schon vor dem Loslaufen. Dann schubst er mich“, erklärte Knipping hinterher. Nazarov hat natürlich auch zu dieser Szene eine Meinung. „Das war so eine 50:50-Situation. Da kann man auch Freistoß für uns pfeifen“, fand er. Zum Elfmeter trat diesmal Ahmet Arslan an, nachdem Stefan Kutschke zuletzt gegen Viktoria Köln verschossen hatte. „Wir wechseln uns immer ab“, berichtete der Torschütze. „Ich war mir total sicher und wusste vorher schon, wo ich ihn hinschieße.“ Aue-Kapitän Martin Männel ahnte zwar die Ecke, hatte in der 39. Minute aber keine Abwehrchance.
Gibt es noch weitere strittige Szenen?
Marvin Stefaniak sprach von vier, fünf Elfmeterszenen für seine Auer Mannschaft. Das ist ein bisschen hoch gegriffen. Doch einen weiteren Aufreger gab es auf jeden Fall noch. In der 64. Minute bekam Claudio Kammerknecht den Ball im Fallen an die Schulter oder den Oberarm. Auch diesmal blieb der Pfiff aus. Es sind die Szenen, über die am Ende diskutiert wurde, doch zu bieten hatte das 107. Duell zwischen beiden Teams noch viel mehr. „Es war ein elektrisierendes Derby mit riesigen Chancen auf beiden Seiten“, erklärte Knipping. „Am Ende haben wir vielleicht ein bisschen glücklich gewonnen – und Drille hat uns im Spiel gehalten.“ Gemeint ist Keeper Drljaca, der mit mehreren Paraden glänzen konnte. „Es freut mich natürlich, dass ich mich auszeichnen können“, sagte er. Anfang fand, dass das Duell „auch unentschieden ausgehen kann“.
Durch den Heimsieg schiebt sich Dresden in der Tabelle auf Platz 5, Aue belegt den 13. Platz.