Dynamo Dresden bleibt in der 2. Fußball-Bundesliga weiter ohne Heimsieg. Wieder engagiert, wieder ohne Punkte: Dynamo Dresden zeigt zu Hause Kampfgeist, nutzt seine Chancen aber nicht. Paderborn bleibt kaltschnäuziger – und siegt mit Effizienz. Die Enttäuschung bei der SGD ist entsprechend groß.
Es war eine stolze Serie. 42 Spiele in Folge hatte Dynamo bei Partien, bei denen die Mannschaft das 1:0 erzielte, nicht verloren. Eine Niederlage nach einer Führung kassierten die Dresdner zuletzt beim 1:4 in Meppen – und verspielten dort im Mai 2023 den Aufstieg. Nach der 1:2-Niederlage gegen den SC Paderborn am Samstag spielt Dynamo eine Klasse höher nun gegen den Abstieg – und baut eine andere Serie aus, allerdings eine Negativserie: Sieben Spiele in Folge haben die Schwarz-Gelben nicht gewonnen und warten weiter auf den ersten Sieg im heimischen Stadion.
Dynamo mit Elfer zur Führung, Paderborn gleicht aus
Die Dresdner mussten erneut auf Torhüter Tim Schreiber verzichten, der sich an der Hand verletzt hatte, und auf Stürmer Stefan Kutschke, der nach seiner Roten Karte in Münster weiter gesperrt ist. Stamm stellte im Vergleich zur Vorwoche nur einmal um: Claudio Kammerknecht rückte für Jakob Lemmer in die Startelf, wodurch das Team in einer Dreier- beziehungsweise Fünferkette agierte. Paderborns Coach Ralf Kettemann nahm zwei Änderungen vor: Lasse Tjark Scheller ersetzte Calvin Brackelmann, Nick Bätzner begann für Sebastian Klaas.
Paderborn setzte Dynamo früh unter Druck, doch die Gastgeber hielten defensiv zunächst gut dagegen. Die erste Großchance vergab Konrad Faber (22.), dessen Schuss nur das Außennetz traf. Kurz darauf wurde Niklas Hauptmann im Strafraum gefoult – Daferner verwandelte den fälligen Elfmeter sicher. In Sachen Effektivität spielt Dynamo noch immer wie ein Aufsteiger. Der Ausgleich, mal wieder zum ungünstigen Zeitpunkt kurz vor der Pause, ist umstrittener, vor allem aber fällt er quasi aus dem Nichts. Weder Tony Menzel aus der Distanz (40.) noch Daferner mit einem Drehschuss (41.) konnten ihre guten Chancen nutzen. Stattdessen kam Paderborn noch zum Ausgleich: Dresdens Konrad Faber bekam den Ball nach einem Schuss von Steffen Tigges an den Arm, Biblija ließ sich die Chance nicht nehmen und traf wie zuvor Daferner ins rechte untere Eck (45.+1.).
Ex-Dynamo Baur trifft zum SCP-Sieg
Nach dem Wechsel hatte Dresden zunächst mehr vom Spiel. Gefährlich waren aber die Gäste. Zunächst verhinderte Dynamo-Schlussmann Lennart Grill mit einer starken Parade gegen den eingewechselten Luis Engelns noch den Rückstand der Hausherren (65.). Im Anschluss an die folgende Ecke machte aber Baur (65.) mit einem Volleyschuss das 1:2. Baur, der im Frühjahr noch von Paderborn an Dresden ausgeliehen war, verzichtete auf einen großen Jubel. „Innerlich habe ich mich schon gefreut, aber das muss man ja nicht so raushängen lassen“, sagt er. Die Erklärung, warum er gerade in bestechender Form ist, kann man auch als kleinen Seitenhieb auf seinen Ex-Verein deuten: „Wenn man Vertrauen genießt, kann man befreit aufspielen. Dann hat man Spaß und dann platzt auch der Knoten. Im Moment läuft es richtig gut.“
Keine zwingenden Dynamo-Chancen
Dynamo-Coach Thomas Stamm regierte und wechselte gleich dreimal. Paderborn zog sich nun zurück und wartete auf Konter. Dresden hatte nun mehr Ballbesitz. Die Schwarz-Gelben kamen auch zu Abschlüssen: Kofi Amoako (78.) aus der Distanz (78.) und aus spitzem Winkel (88.) sowie Luca Herrmann im Strafraum (90.+2.) und Vinko Sapina per Kopfball (90.+6.) hatten zwar Tormöglichkeiten, doch keine der Chancen war wirklich zwingend. Die beste Chance nach dem 1:2 hatte sogar Paderborn: Nach einer Ecke brachte Scheller den Ball mit dem Knie aufs Dynamo-Tor: Lars Büning und Dynamo-Keeper Grill kratzen den Ball gemeinsam von der Linie (90.). Trotz später Schlussoffensive blieb der Ausgleich verwehrt: In der achten Minute der Nachspielzeit scheiterte Vinko Sapina per Kopf an SCP-Torwart Dennis Seimen. Damit bleibt Dynamo auch im fünften Heimspiel sieglos.
Trotz der Pleite bleibt Dynamo auf dem Relegationsrang, der VfL Bochum ist nun aber punktgleich. Am deutlichsten spricht Bünning die Situation an: „Wir brauchen es nicht mehr schönreden. Und dass wir den Gegnern mithalten können, kann keiner mehr hören. Mithalten reicht nicht, wir müssen Punkte holen, mal dreckig gewinnen“, fordert er mit Nachdruck.
Ralf Kettemann (Trainer Paderborn): „Es war ein fifty-fifty-Spiel. Es war sehr anspruchsvoll hier. Es gibt schon einen Grund, warum wir hier noch nicht so viel geholt haben. Wenn man einen Lauf hat, dann läuft es. Dann geht auch so ein Schuss wie der von Mika Baur rein. Das Momentum ist bei uns. Das hilft uns. Denn wird haben uns heute schon schwer getan. Das Schöne ist, dass Fußballspiele meist in der zweiten Halbzeit entscheiden werden. Uns hat auch der Moment geholfen, vor der Pause den Ausgleich zu machen. Dresden hat uns überrascht, wie sie gegen den Ball gespielt haben. Trotz der Rekordserie frage ich mich, warum es heute nicht so aufgegangen ist, wie ich es mir vorgestellt habe.“
Thomas Stamm (Trainer Dynamo Dresden): „Wenn man über die 90 Minuten sieht, was wir wollten, nämlich hoch verteidigen und hoch drauf, dann sind die ersten 45 Minuten nicht so, wie wir sie uns vorgestellt haben. Dann fände ich es gut, wenn man es nicht nur am Resultat festmacht. Und dann sind es zwei Gegentore, also zwei im Schnitt im Moment. Das ist Gesamtverbund nicht zweitligatauglich, wie wir verteidigen. Beim ersten Gegentor drehen wir uns weg. Das war die Woche Thema, sich vielleicht einmal nicht wegzudrehen. Es gibt ein paar Themen, die wir besser machen können. Paderborn sehr effizient, wir sind es nicht. Am Ende musst Du hier einen Punkt mitnehmen. In einer Liga, die sehr ausgeglichen ist, auch heute wieder, geht es um Details. Und an diesen Details müssen wir arbeiten.“
Christoph Daferner, Dynamo-Torschütze: „Heute ist die Enttäuschung sehr, sehr groß, weil ich finde, dass wir es heute auch nicht verdient gehabt hätten, mal zu gewinnen. Es war in der zweiten Halbzeit in allen Belangen zu wenig. Da müssen wir schon ehrlich zu uns sein.“
Eine Krise?
Wie kommt Dynamo Dresden jetzt aus diesem Negativ-Strudel raus? Daferner: „Wichtig ist, die Enttäuschung und die Wut zuzulassen. Und uns ins Gesicht zu sagen: Das war einfach gar nichts. Da muss mehr Entschlossenheit rein. Mehr Wille, das Spiel zu gewinnen.“
Das lässt nur einen Schluss zu: Die Krise spitzt sich zu. Und das ausgerechnet vorm Mega-Spiel kommenden Samstag vor knapp 75.000 Zuschauern bei Hertha BSC. Wenn man da auch wieder auf ähnliche Art und Weise mit leeren Händen dasteht, fänden das die über 25.000 mitreisenden Dynamo-Fans wohl gar nicht lustig…

