Dynamo verpasst den Sprung an die Tabellenspitze
Beim 1:1 in Ingolstadt läuft Dynamo wieder einem Rückstand hinterher. Der Schiedsrichter ist nach dem Schlusspfiff das große Thema bei der Beurteilung des gerechten 1:1 zwischen Ingolstadt und Dynamo Dresden. Gleich sieben Spieler der Schwarzen Gelben verwarnt er und verpasst es, dem Ingolstädter Lukas Fröde vom Platz zu stellen. Dynamo-Trainer Thomas Stamm ging deshalb nach der Partie in die Schiri-Kabine.
War die Punkteteilung am Ende gerecht?
Da gingen die Meinungen auseinander. Ingolstadts Trainer Sabrina Wittmann fand, dass ein spätes Siegtor für ihr Team gerecht gewesen wäre. Ihr Kollege Thomas Stamm sprach dagegen von einem „Unentschieden, das in Summe in Ordnung geht. Der Punkt fühlt sich gut an, er kann in den nächsten Wochen noch wertvoll sein.“ Hätte Dynamo gewonnen, wäre das Team sogar Tabellenführer geworden – zumindest bis Sonntag. Dabei hat seine Mannschaften von den vergangenen sechs Drittliga-Partien nur eine gewonnen – vor einer Woche gegen Hannovers U23.
In Ingolstadt hätten die Dresdner bereits nach 19 Sekunden in Rückstand geraten können. Max Besuschkow kam völlig ungestört aus sechs Metern zum Kopfball, zielte aber vorbei. Es blieb die hochkarätigste Möglichkeit in den gesamten 90 Minuten. An Chancen mangelte es zwar nicht, doch wirklich zwingend waren sie selten – auf beiden Seiten. „Wir hatten möglicherweise nicht die letzten Überzeugung, den Ball über die Linie zu drücken. Die Gelegenheiten waren auf jeden Fall da, wenn auch kein Pfosten- oder Lattentreffer“, erklärte Vinko Sapina, der in Abwesenheit der gesperrten Stefan Kutschke und Niklas Hauptmann die Kapitänsbinde trug. „Der letzte Pass oder Abschluss war nicht präzise genug.“ Bei den Ingolstädtern fehlte der Ex-Dresdner Pascal Testroet aufgrund einer Oberschenkelverletzung.
Wie fielen die beiden Tore?
Die Führung für Ingolstadt fiel nach einem direkt verwandelten Freistoß aus 16 Metern. Über die Entstehung ärgerte sich Stamm auch eine halbe Stunde nach dem Schlusspfiff noch. Die beiden defensiven Mittelfeldspieler hätten keinen richtigen Zugriff bekommen, deshalb musste Claudio Kammerknecht dann an der Strafraumgrenze das Foul ziehen, monierte der Dynamo-Trainer.
Besuschkow hämmerte den Ball in den Winkel (43.). „Das Gegentor ist bitter. Der Ball geht in die Torwartecke. Er ist zwar ekelig, aber mein Anspruch sollte es sein, den nächsten in dieser Art zu halten“, erklärte Keeper Tim Schreiber.
Auch beim Ausgleich nach 58 Minuten machte der Torhüter keine glückliche Figur. Der Ingolstädter Marius Funk ließ einen Schuss von Jakob Lemmer zur Mitte und nach vorne abprallen, wo Jonas Oehmichen die Einladung dankend annahm. „Er lässt ihn für mich günstig klatschen, darauf habe ich ein bisschen gelauert“, berichtete der 20-Jährige, der sein Premierentor in dieser Saison schoss. „Dann musste ich ihn nur noch reinköpfen.“ Oehmichen feierte in Ingolstadt zudem sein Startelfdebüt. „Es war ein tolles Gefühl, mal wieder 90 Minuten spielen zu dürfen.“
Waren der Mannschaft die 120 Pokalminuten anzumerken?
Kaum. Stamm veränderte wie angekündigt die Startelf – und zwar auf vier Positionen. Oliver Batista Meier, Jakob Lemmer, Jonas Oehmichen und Sascha Risch rückten in die erste Elf, das Quartett war am Mittwoch bei der Pokalpartie gegen Darmstadt eingewechselt worden. Tony Menzel fehlte wegen muskulärer Probleme komplett im Kader. Zudem tauschte er zur Pause gleich zweimal. „Ein Riesenkompliment an die Mannschaft, dass sie nach dem Rückstand und der Pokalpartie am Mittwoch so zurückgekommen ist“, erklärte Stamm. Seine Spieler führten die Müdigkeit aber doch an. „Die vergangenen Wochen waren sehr kräftezehrend und die letzten Pässe vielleicht dadurch ein bisschen unsauber“, mutmaßte Oehmichen, der allerdings vor dem Ingolstadt-Spiel nicht über die Jokerrolle hinausgekommen war. Sapina fand, dass „die Abschlüsse nicht präzise genug“ waren. „Aber ich habe keinen gesehen, der nicht alles reingehauen hat.“
Warum diskutierten alle über den Schiedsrichter?
Stamm marschierte nach Spielende mit dem Handy in der Hand in die Schiri-Kabine. Er hatte Redebedarf, wollte Florian Exner unbedingt die Szene aus der 17 Minute zeigen, als der Ingolstädter Lukas Fröbe an der Mittellinie in die Beine von Aljaz Casar gerauscht war, was mit Gelb geahndet wurde. „Der Ball ist weit weg, er trifft ihn oberhalb des Knöchels“, zählte Stamm Argumente für einen Platzverweis auf. „Ich habe bei ihm keine Linie gesehen über die 90 Minuten, und das habe ich ihm auch gesagt.“
Der Schiri verteilte zudem sieben Gelbe Karten an Dynamo, aber nur zwei an die Schanzer. Dabei war die Partie keinesfalls eine unfaire. „Jede 50:50-Entscheidung hat er für die Ingolstädter Seite gepfiffen. etwas ausgeglichener wäre schön gewesen“, formulierte Sapina seine Kritik vorsichtig, der sich „nicht oft über Schiedsrichter äußert“. Beim Ärgern über die Entscheidungen würde man zudem zu viel Kraft verlieren. „Aber jeder, der mal Fußball gespielt hat, weiß, dass man gar nicht anders kann.“
Welche Folgen hat das 1:1 auf die Tabelle?
Bis Sonntag rückt Dynamo auf Platz drei vor, bei einem Sieg wären die Dresdner sogar Spitzenreiter gewesen. So fallen sie am Sonntag auf jeden Fall auf den vierten Platz zurück, da Wehen Wiesbaden und Bielefeld aufeinandertreffen. Alle anderen Teams aus der Spitzengrupp ließen Punkte liegen – Cottbus beim 0:4 in Essen, Sandhausen beim 0:3 gegen 1860 München und Saarbrücken beim 1:1 in Aue.