Besondere Formationen |
Der Fußball hat sich über die letzten Jahrzehnte sehr schnell und sehr stark weiterentwickelt. Spielsysteme im Fußball, die noch vor 20 Jahren als strategische Meisterleistung galten, sind heute überholt und nicht mehr zeitgemäß. Je professioneller der Fußball wurde, desto schneller fanden sich immer wieder neue Systeme und Strategien. Dadurch können spielerische Vorteile der eigenen Mannschaft besser genutzt werden und der Gegner muss sich taktisch immer wieder neu darauf einstellen.Deshalb hier einen Überblick über alle wichtigen Spielsysteme des modernen Fußballs. Spielsysteme und Formationen im Fußball Verschiedene Spielsysteme im Fußball haben alle ihre ganz eigenen Vor- und Nachteile. Im Laufe der Zeit gab es Systeme, die schnell kamen und schnell wieder verschwanden. Auf der anderen Seite gibt es aber auch Klassiker, die seit Jahrzehnten sogar von denTraditionsvereinen der Bundesliga erfolgreich eingesetzt werden. Dabei stellt man das System bzw. die Formation in drei Zahlen dar. Die erste Zahl bezieht sich auf die Anzahl der Verteidiger, die zweite auf die Zahl der Spieler im Mittelfeld und die dritte auf die der Stürmer. Eine 4-4-2-Aufstellung hat demnach vier Verteidiger, vier Mittelfeldspieler und zwei Stürmer. Fußball entwickelt sich immer mehr zu einer Wissenschaft. Das gilt auch für die verschiedenen Grundordnungen und Spielsysteme. Diese werden heute schnell und einfach variiert, um auf die entsprechenden Umstände auf dem Rasen reagieren zu können. So entsteht schnell eine Vielzahl an Aufstellungsvarianten. Aufteilung im Mittelfeld Lange Zeit wurden Formationen mit Drei-Ziffern-Folgen beschrieben – etwa 4‑4‑2 oder 3‑5‑2. Die erste Zahl gibt dabei die Anzahl der Abwehrspieler an, die zweite beziffert die Mittelfeldspieler und die dritte umschreibt die Zahl der Stürmer auf dem Feld. Mittlerweile sind auch Begriffe wie 4‑2‑3‑1 oder 4‑1‑4‑1 geläufig, hier wird zusätzlich zwischen defensiven und offensiven Mittelfeldspielern unterschieden. Der Torhüter wird seit jeher vernachlässigt, so dass die Addition der Ziffern immer zehn ergeben muss. Aufgrund der Variabilität der Formationen lässt sich die Grundordnung einer Startelf definitionsgemäß nur beim Anstoß feststellen. Denn die Spieler rotieren während der Partie häufig, folglich steht die Elf in den 90 Minuten kaum wieder in der eigentlichen Grundordnung auf dem Rasen: Man spricht dann nicht mehr von einer Grundordnung sondern von einem Spielsystem. Zu beachten ist außerdem, dass eine Grundordnung rein gar nichts über ein Spielsystem aussagt. Denn eine vermeintlich defensive 5‑3‑2 Aufstellung beim Anstoß lässt sich schnell in ein offensiveres 3‑5‑2 umwandeln. Oder die Außenstürmer ziehen sich bei einer scheinbar offensiven Grundordnung wie einem 4‑3‑3 so weit zurück, dass das Spielsystem letztlich eher einem 4‑5‑1 entspricht. Natürlich gibt es aber noch weitere Varianten und Aufgaben der Spieler in den jeweiligen Systemen. Im Fokus: Drei oder vier Abwehrspieler All das muss der Trainer bedenken, bevor er sich für eine Marschroute entscheidet, um seine Elf zum Erfolg zu führen. Wir teilen die verschiedenen Grundformationen aus den genannten Gründen und zur besseren Übersichtlichkeit in zwei große Gruppen ein: Aufstellungen mit Viererabwehrketten sowie Aufstellungen mit Dreierabwehrketten, die sich durch den Rückzug zweier Flügelspieler zu Fünferabwehrketten umwandeln lassen. Warum wir den Fokus auf die Abwehrreihen legen? Weil dort grundsätzlich – abgesehen von der angesprochenen Hinzunahme zweier Flügelspieler – weniger rochiert wird als in der Offensive. Besondere Formationen im Fußball In regelmäßigen Abständen gibt es innovative Bestrebungen einzelner Trainer im Fußball, Aufstellungen besonders defensiv oder offensiv auszurichten. In einer 4-6-0-Formation bspw. ist kein nomineller Angreifer vorgesehen. Vielmehr beabsichtigt der Trainer einen hohen Grad an Kompaktheit und defensiver Stabilität. Auf dieser Grundlage sollen die sechs Mittelfeldspieler anlassbezogen – insbesondere im Rahmen von Kontern – in die Angriffsreihe vorstoßen, um auf diese Weise zum Torerfolg zu kommen. Bei der UEFA Euro 2012 probierte der spanische Nationaltrainer Vicente del Bosque diese Formation zweimal aus, was im Vorrundenspiel zwar nur zu einem 1:1 führte, im Finale aber mit einem 4:0-Sieg belohnt wurde. Dem entgegen stehen besonders offensive Formationen wie ein 3-3-4. Durch vier nominelle Stürmer soll ein personelles Übergewicht in der Offensive geschaffen werden, das zu möglichst vielen Torchancen und Torerfolgen führt. Gleichzeitig können vier Spieler den Gegner entscheidend beim Spielaufbau stören und den Ball somit weit vom eigenen Tor fernhalten. Dennoch birgt dieses System das Risiko, dass die defensive Stabilität durch fehlende Verteidiger und Mittelfeldspieler nicht vollumfänglich gewährleistet ist. Historische Fußball-Formationen und Spielsysteme Bei der Erklärung der Aufstellung 3-5-2 wurde bereits angedeutet, dass bestimmte Formationen innerhalb von wenigen Jahren oder Jahrzehnten an Relevanz verlieren können. Damit einher geht auch die abnehmende Bedeutung einzelner Positionen, bspw. der des Liberos oder des klassischen Spielmachers bzw. "Zehners". Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, wie bestimmte Formationen, die in der Anfangszeit des Fußballs von fast allen Mannschaften angewendet wurden, heute undenkbar erscheinen. Schottische Furche In den Ursprüngen des Sports bestand die Aufstellung einer Fußballmannschaft ausschließlich aus Angreifern. Erst zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde insbesondere in Großbritannien zwischen defensiven und offensiven Positionen unterschieden, zum Beispiel mit Formationen wie 2-2-6 oder 1-2-7. Aus diesen Bestrebungen heraus entstand 1877 die sogenannte Schottische Furche, eine 2-3-5-Formation. Ihren Namen erhielt sie aufgrund der Dreiecks- bzw. Furchenform, der die Formation ähnelt. Neben der defensiveren Ausrichtung bestand die wesentliche Neuerung der Schottischen Furche im Kurzpassspiel zwischen den Positionen, das die Grundlage für eine erfolgreiche Umsetzung bildete. Noch heute leiten sich die typischen Trikotnummern einzelner Position aus den damals verwendeten Rückennummern der 2-3-5-Formation ab. Abwehrspieler haben häufig die Nummern 2 und 3 (zwei an der Zahl), Defensivspieler die Nummern 4 bis 6 (drei) und Angreifer und Offensivspieler die Nummern 7 bis 11 (fünf). WM-System In anderen Fällen gab es externe Ursachen für neuartige Formationen im Fußball. Die Inkraftsetzung der Abseitsregel im Jahr 1925 war ausschlaggebend für die Entstehung des sogenannten WM-Systems. Dieses System stellt in der heutigen Numerik eine 3-2-5-Formation dar. In seinem Zuge wurde erstmals ein sogenannter Mittelläufer eingesetzt, der als zentraler von drei Verteidigern positionsgetreu agieren sollte. Daneben gab es zwei Mittelfeldspieler, die als Außenläufer bezeichnet wurden. Im Angriff unterschied man zudem zwischen zwei zurückgezogenen Halbstürmern und zwei Außenstürmern bzw. einem Mittelstürmer in vorderster Front. Da die Positionen der Halbstürmer in Kombination mit den vorderen Stürmern in der grafischen Darstellung ein „W“ ergeben und die beiden Mittelfeldspieler in Verbindung mit den drei Verteidigern ein „M“ bilden, wurde das System entsprechend benannt. Interessant: Die Positionsbezeichnungen des WM-Systems im Angriff (Mittel- und Halbstürmer) gelten noch heute, während die Begriffe Mittel- und Außenläufer im modernen Fußball keine Rolle mehr spielen. |