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Der Fußball-Club St. Pauli von 1910 e. V., kurz FC St. Pauli, ist ein Mehrspartensportverein aus dem Hamburger Stadtteil St. Pauli. Als Gründungsdatum gilt der 15. Mai 1910; die Vereinsfarben sind Braun und Weiß.Der Verein hat 23 Abteilungen in unterschiedlichen Disziplinen des Leistungs- und Breitensports. Die bekannteste und mitgliederstärkste aktive Abteilung ist die Fußballabteilung, deren erste Herrenmannschaft in der 2. Bundesliga spielt. Ihre Spielstätte ist das Millerntor-Stadion auf dem Heiligengeistfeld in der Nähe der Reeperbahn, weshalb die Spieler auch als „Kiezkicker“ bezeichnet werden. |
Geschichte |
Der FC St. Pauli war bis ins Jahr 1924 die Fußballabteilung (Spiel- und Sportabteilung) des Hamburg-St. Pauli Turnverein 1862 (gegründet am 1. Mai 1862 durch eine Fusion des MTV in Hamburg – Gründungsdatum 7. September 1852 – mit dem TV in St. Pauli und vor dem Dammthore – Gründungsdatum 7. September 1860). Offiziell gegründet wurde der FC St. Pauli am 15. Mai 1910, aber erst 1924 im Zuge der reinlichen Scheidung zwischen Turn- und Sportvereinen als selbstständiger Klub in das Vereinsregister eingetragen. Seine Vereinsfarben sind Braun und Weiß. Der FC St. Pauli e. V. ist seit dem 25. Mai 1925 in das Vereinsregister des Amtsgerichts Hamburg eingetragen.Die Anfänge Lange vor der Gründung der Spiel-Abteilung des Hamburg-St. Pauli TV wurde „auf St. Pauli" bereits Fußball gespielt. Ab der ersten Saison 1895/96 wurden auf dem Heiligengeistfeld regelmäßig Punktspiele des Hamburg-Altonaer Fußball-Bundes ausgetragen, da der einzige andere zur Verfügung stehende Platz auf der kleinen Exerzierweide in Altona meist nicht ausreichte. 1900 trug der FC Victoria 1895 dort seine Heimspiele aus. Auch der FC Alemannia 1896 spielte auf dem Heiligengeistfeld und nahm für einige Jahre den Zusatz „St. Pauli“ in seinen Vereinsnamen auf. Durch den Bau eigener Plätze wurde das Heiligengeistfeld Anfang des 20. Jahrhunderts nicht mehr für Punktspiele benötigt. Im Jahr 1900 wurde der nur wenige Jahre bestehende FC St. Pauli 1900 gegründet, der einem unabhängigen Verband angehörte. Im November 1906 wurden die Mitglieder des Hamburg St. Pauli TV 1862 zur Gründung einer Spielabteilung, in der insbesondere das Fußballspiel betrieben werden sollte, aufgerufen. Erst im Frühjahr 1907 meldeten sich genug Mitglieder, um auch eine Mannschaft bilden zu können. Bis zum Sommer des Jahres wurden, soweit bekannt, nur zwei Freundschaftsspiele ausgetragen. In der Saison 1907/08 fanden elf Freundschaftsspiele statt, überwiegend gegen Nichtverbandsvereine oder Reservemannschaften innerhalb der Hamburger Stadtgrenzen. Von den elf Treffen konnten sieben gewonnen werden. Die folgende Saison 1908/09 sah die Bildung einer zweiten Mannschaft vor, auch die Reservemannschaft bestritt wie die erste Mannschaft nur Freundschaftsspiele. Insgesamt sollen beide Mannschaften rund ein Dutzend Begegnungen ausgetragen haben, wobei die Bilanz ausgeglichener ausfällt. Die Saison 1909/10 begann mit Gesellschaftsspielen, bis im Herbst 1909 die Spiel-Abteilung des Hamburg-St. Pauli TV in den Norddeutschen Fußball-Verband (NFV) aufgenommen wurde. Die erste Mannschaft wurde für die Rückrunde der 3a-Klasse im Bezirk III (Hamburg/Altona) zugeteilt, in der sich fast ausschließlich die dritten Teams der Klubs aus der höchsten Spielklasse befanden. Die Teilnahme erfolgte außer Konkurrenz, so wie es für später gemeldete Mannschaften üblich war. Der Punktspielauftakt am 30. Januar 1910 gegen die dritte Mannschaft des SC Germania 1887 endete mit einem 2:0-Sieg, obwohl der TV nur mit zehn Spielern angetreten war. Weniger glücklich verlief die Punktspielpremiere für die zweite Mannschaft, die der 3b-Klasse zugeteilt war; die erste Partie bei der IV. Mannschaft des Eimsbütteler TV am 6. Februar 1910 endete mit einer 1:12-Niederlage. Erstmals verließ der TV in dieser Saison auch die Hamburger Stadtgrenzen. Er trug dabei Freundschaftsspiele in Cuxhaven und in Dänemark aus, die allesamt mit Niederlagen endeten. Am 22. April 1910, nach dreijährigem Bestehen der Abteilung und 18 Tage vor dem offiziellen Gründungsdatum, verfügte der Hamburg-St. Pauli TV bereits über vier Mannschaften und die fünfte wurde gebildet. Insgesamt wurden 28 Spiele ausgetragen, wobei sechs Siegen 20 Niederlagen gegenüberstanden. |
Erfolge |
Hamburger Meister: 1947 Norddeutscher Vizemeister: 1948, 1949, 1950, 1951, 1954 Meister der Oberliga Nord: 1981, 1982, 1984, 1986 Meister der Regionalliga Nord: 1964, 1966, 1972, 1973, 2007 Meister der 2. Bundesliga Nord: 1977 Teilnahme an der Endrunde um die deutsche Meisterschaft: 1948, 1949, 1950, 1951 Aufstieg in die 1. Bundesliga: 1977, 1988, 1995, 2001, 2010 Aufstieg in die 2. Bundesliga: 1984, 1986, 2007 DFB-Pokal-Halbfinale: 2006Bemerkenswerte Ereignisse1952: Niederlage im ersten Fußballspiel, das im Fernsehen übertragen wurde, dem DFB-Pokal-(Heim)Spiel gegen Hamborn 07 (3:4) 1989: 10. Platz in der Abschlusstabelle der Fußball-Bundesliga 1988/89, bisher höchste Platzierung am Saisonende seit Gründung der Fußball-Bundesliga 1991: 1:0-Auswärtssieg beim mit sechs amtierenden Weltmeistern des Vorjahres (Aumann, Augenthaler, Kohler, Pflügler, Reuter und Thon) sowie Jung-Nationalspieler Stefan Effenberg angetretenen FC Bayern München[145] 1995: Tabellenführer der Bundesliga nach dem 1. Spieltag der neuen Saison durch 4:2-Heimsieg gegen TSV 1860 München 2002: 2:1-Heimsieg des Tabellenletzten FC St. Pauli gegen den FC Bayern München, der Begriff des Weltpokalsiegerbesiegers wird geprägt 2011: 1:0-Auswärtssieg des Aufsteigers FC St. Pauli beim Hamburger SV, erster Sieg im Hamburger Stadtderby seit 1977 2011: 1:8-Heimniederlage des Aufsteigers FC St. Pauli gegen den FC Bayern München, die höchste Bundesliga-Heimniederlage der Vereinsgeschichte |
Fankultur |
Politische Anhängerschaft
Ein nennenswerter Teil der Fanszene am Millerntor versteht sich im Vergleich zu den Fanstrukturen anderer Fußballvereine ausdrücklich als politisch. Anfang der 1980er Jahre wurde der Grundstein für den Wandel des innerstädtischen Stadtteilklubs zur Marke gelegt. Während sich in den alternativen Quartieren innerhalb der linken Szene auch langsam die der Hausbesetzer entwickelte, brachte ein St. Pauli-Fan mit dem Spitznamen „Doc Mabuse“, ebenfalls Alternativer und Hausbesetzer, zu einem Heimspiel eine an einen Besenstiel gebundene Totenkopfflagge mit, wie sie bis dato nur aus Filmen über Piraten bekannt gewesen war. Dies sei 1982 oder 1983 gewesen, so der St. Pauli-Anhänger. Die Fahne hatte er zuvor auf dem Hamburger Dom gekauft. Auf der Gegengerade fanden sich rasch Nachahmer, und die Zahl linksgerichteter Fans wuchs. Einer der Gründe hierfür waren Hooligangruppen wie die Löwen des Stadtrivalen Hamburger SV, die von Rechtsradikalen unterwandert waren und Linke aus den Kurven zu verdrängen versuchten. Auf der anderen Seite wird der Totenkopf, in der Tradition Jahrhunderte alter Piraterie ein Symbol „Arm gegen Reich“, auch heute noch von den Fans verwendet, da der FC St. Pauli obgleich geringer finanzieller Möglichkeiten achtbare Erfolge in den verschiedenen Ligen und Wettbewerben zu verzeichnen hat. So drückt die Fanszene sinnbildlich die Rolle des Underdogs aus, der gegen übermächtige, reiche Klubs kämpft. Der Bezug des Vereins zu dem Motiv hat sich 2015 durch den Rückkauf der Markenrechte verfestigt, wodurch es offizieller Bestandteil der Vereinsvermarktung geworden ist. Das Flaggenmotiv wird auch außerhalb des Bezirks St. Pauli in ganz Deutschland neben der Unterstützung des Vereins als Ausdruck politischer Unangepasstheit verwendet. Mit dem Stammtorhüter Volker Ippig war Ende der 80er Jahre eine Identifikationsfigur gefunden. Ippig, der zu dieser Zeit einen Irokesenschnitt trug, wurde von Hamburgs Sportpresse der hiesigen Punkszene zugeschrieben, die bundesweit langsam in den Fokus des Mainstreams geriet. Allerdings war er aufgrund seiner Vergangenheit als Hilfsarbeiter im von den Sandinisten regierten, linken Nicaragua wie auch seines zeitweiligen Aufenthalts in einem besetzten Haus an der Hafenstraße beliebt beim politisch links engagierten Teil der Anhänger. Fanszene Ein/Ausblenden Mehr dazu Auch in der Arbeit gegen Stadionverbote zeigt sich die Fangruppierung Pro Fans recht aktiv im St.-Pauli-Umfeld. Einen weiteren politischen Schwerpunkt bildet das aktive Einschreiten gegen sexistische oder rassistische Äußerungen im Stadion: St. Pauli war der erste Verein, welcher entsprechende Verbote in seine Stadionordnung einfügte – heute ist es eher die Regel, dass sich entsprechende Passagen in den Stadionordnungen der Bundesligavereine finden. Im Jahr 2009 schrieb die italienische Ska-Combat-Folk-Punk-Band Talco aus Marghera den Song „St Pauli“. Seitdem wurde der Song häufig als Hymne benutzt und die Band hat bereits einige Konzerte im Millerntorstadion gespielt. Der Verein hat 514 offiziell registrierte Fanklubs (Stand: Dezember 2017), die sich mit dem Fanclub-Sprecherrat ein eigenes Vertretungsgremium geschaffen haben, das inzwischen bei grundsätzlichen Fragen auch vom Vereinspräsidium angehört wird. Zentrale Einrichtung für organisierte wie einzelne Fans ist der aus einer Faninitiative hervorgegangene Fanladen St. Pauli. Eine besonders enge Zusammenarbeit besteht mit Fanclubs des schottischen Premier-League-Vereins Celtic Glasgow. Von den St. Pauli-Fans wird zudem das Antira-Turnier organisiert, ein Einladungsturnier für antirassistische Fangruppierungen, das früher jährlich, nun alle zwei Jahre (alternierend mit anderen Austragungsorten), auf dem St. Pauli-Trainingsgelände stattfindet. Fans und Verein engagierten sich ebenfalls im politischen Kampf für die Gruppe Lampedusa in Hamburg und halfen mit, den Fußballclub FC Lampedusa aufzubauen. Der Verein rief auch die Initiative Kiezhelden ins Leben. Die Plattform unterstützt soziale und kulturelle Projekte auf dem „Kiez“ als auch den sportlichen Nachwuchs. Prominente Fans und Unterstützer Der FC St. Pauli hat viele promente Fans. Dazu gehören: Bela B, Musiker u. a. bei Die Ärzte, Komponist, Autor und Schauspieler Der Totenkopf In den späten 1980er nagelte „Doc Mabuse“, Bewohner der Hafenstraße und FC-Sankt-Pauli-Fan, eine Flagge, einen Totenkopf mit Augenklappe, vom Hamburger Dom kurzerhand an einen Besenstiel und zog damit ins Millerntor-Stadion. Unabhängig davon begann Steph Braun, Inhaber einer Siebdruckerei in der Clemens-Schultz-Straße, über die Entwicklung eines neuen Stadtteilshirts nachzudenken. Inspiriert von Mabuses Flagge, fand er in einem alten Anatomiebuch die perfekte Vorlage für einen Totenkopf, den er mit gekreuzten Knochen kombinierte. Bald darauf wurde der Fanladen wichtigste Abnehmer dieses Designs. Diese Verbindung zwischen dem Totenkopf-Logo und dem Verein wurde immer stärker, und in den späten 90er Jahren übernahm der FC St. Pauli offiziell die von Steph Braun zum Schutz vor Plagiaten angemeldete Marke. Damit hatte der Verein ein zweites Logo, das seine enge Verbindung zum Stadtteil und seinen einzigartigen Charakter unterstrich. Rivalitäten Traditioneller Hauptrivale der St. Paulianer ist der Hamburger SV (HSV). Im Duell mit den „Rothosen“ wird ermittelt, wer aktuell „die Nr. 1“ der Stadt ist. Unterschiedliche Ligazugehörigkeiten in der Vergangenheit hatten das Hamburger Stadtderby jedoch seltener werden lassen. 2018 stieg der HSV zum ersten Mal aus der Bundesliga ab, so dass es in der Saison 2018/19 erstmals zu zwei Stadtderbys in der 2. Bundesliga kam. Seit dem 13. März 1993, als es rund um die Begegnung bei Hansa Rostock angesichts der politisch motivierten Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen ein Jahr zuvor zu schweren Krawallen zwischen rechtsgerichteten Rostockern sowie politisch links stehenden St. Pauli-Anhängern kam, gilt zudem das Verhältnis zu den Mecklenburgern als verfeindet; Begegnungen beider Teams werden daher stets als Risikospiel eingestuft. Insbesondere diverse Vorfälle in jüngerer Zeit begründen außerdem eine ausgeprägte Antipathie gegenüber dem VfB Lübeck, der wiederum dem HSV nahesteht. |