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Der 1. Fußballclub Magdeburg e. V., kurz 1. FC Magdeburg, 1. FCM oder FCM, ist ein Fußballverein aus Magdeburg, der Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt. Er wurde am 22. Dezember 1965 durch die Ausgliederung der Fußballsektion des SC Magdeburg gegründet. Der Club ist mit über 12.000 Mitgliedern der größte Sportverein in Sachsen-Anhalt und trägt seit Dezember 2006 seine Heimspiele in der MDCC-Arena aus. Die Mannschaft spielt in den Farben Blau und Weiß.Der 1. FC Magdeburg zählt zu den erfolgreichsten und populärsten Vereinen in der Geschichte des DDR-Fußballs und mit 72 Europapokalspielen sowie 30 Spielen im Intertoto Cup zu den prominentesten DDR-Fußballclubs in Europa. Er spielte, mit Ausnahme der Saison 1966/67, von 1960 bis 1991 in der höchsten Spielklasse, der DDR-Oberliga. Der FCM wurde dreimal Meister und gewann siebenmal den FDGB-Pokal. Am 8. Mai 1974 gewannen die Magdeburger unter Trainer Heinz Krügel den Europapokal der Pokalsieger und erreichten den größten Erfolg der Vereinsgeschichte. Außerdem stellte der Club regelmäßig Spieler an die Nationalmannschaft ab. Mit Joachim Streich spielte der beste Mittelstürmer der DDR für den FCM. Nach der deutschen Wiedervereinigung verpasste der Verein den Sprung in den bezahlten Fußball und spielte von 1991 bis 2015 überwiegend im regionalen Amateurbereich. Im Jahre 2002 meldete der Club die Insolvenz an. In den 2010er Jahren erfolgte der sportliche Aufschwung des 1. FC Magdeburg. Er stieg 2015 in die 3. Liga auf und etablierte sich in den folgenden Spielzeiten im Profifußball. Mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga erreichte der FCM 2018 und 2022 die größten sportlichen Erfolge seit der Wiedervereinigung. Dort erreichte das Team in der Saison 2022/23 am 32. Spieltag den Klassenerhalt und mit dem elften Platz die höchste Platzierung seit dem Ende der DDR. |
Geschichte |
1945 bis 1965: Die Vorläufer und Vereinsgründung Die Stadt Magdeburg hat eine Fußballtradition, die bis zum Ende des 19. Jahrhunderts zurückreicht. Am 15. Juni 1896 wurde der Magdeburger FC Viktoria 1896 gegründet. Es folgten am 16. Juni 1897 der FuCC Cricket-Viktoria 1897 Magdeburg und am 9. Juli 1899 der Magdeburger F.C. Preussen. In der Zeit des Nationalsozialismus spielten der FC Viktoria und Cricket-Viktoria zeitweise in der Gauliga Mitte, eine der 16 höchsten Spielklassen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden alle ostdeutschen Sportvereine auf Betreiben der sowjetischen Besatzungsmacht auf Grundlage der Direktive Nr. 23 des Alliierten Kontrollrats dauerhaft verboten. Zur Weiterführung von Wettkämpfen wurden zunächst auf regionaler Ebene einfach organisierte Sportgemeinschaften (SG) zugelassen. Als erste Vorläufer des 1. FC Magdeburg gründeten sich im Herbst 1945 die SG Sudenburg und die SG Lemsdorf, die sich im Mai 1949 zur SG Eintracht Sudenburg zusammenschlossen. Die SG Sudenburg beteiligte sich in der Saison 1947/48 an den Spielen des Fußballbezirks Magdeburg-Süd und belegte unter sieben Mannschaften den vierten Platz, der weder für die weiteren Qualifikationsrunden zur 1. Ostzonenmeisterschaft, noch für die ab 1948 eingerichtete Landesklasse Sachsen-Anhalt reichte. Erst in der Saison 1949/50 spielte die SG Eintracht Sudenburg in der Landesklasse, in der sie den dritten Platz belegte. Bis zu 12.000 Fans verfolgten die Spiele auf dem Sportplatz am Königsweg. Nach Einführung der Betriebssportgemeinschaften (BSG) übernahm am 12. Juli 1950 die Maschinenfabrik Krupp-Gruson der Sowjetischen Maschinenbau AG (SAG) als Trägerbetrieb die SG Eintracht Sudenburg und nannte sie die BSG Krupp-Gruson Magdeburg um. Nach Umwandlung des Trägerbetriebes in einen Volkseigenen Betrieb (VEB) bekam der Verein 1951 den Namen BSG Stahl Magdeburg. 1951 wurde die Mannschaft Landesmeister und qualifizierte sich für die neue DDR-Liga. In der Saison 1951/52 erreichte Stahl Magdeburg in der Liga den vierten Platz. Nach Gründung der Sportvereinigung Motor, für den Gewerkschaftsbereich Maschinenbau, wurde der Verein am 15. Mai 1952 in die BSG Motor Mitte Magdeburg umbenannt. Entsprechend den Vorgaben musste eine breite Palette von Sportarten angeboten werden. Allerdings erreichte nur die Sektion Fußball eine überregionale Bedeutung. In den folgenden Jahren gab die BSG Motor Mitte Magdeburg den Aufstieg in die DDR-Oberliga als Saisonziel aus. Die Mannschaft entwickelte sich zu einem Spitzenteam, konnte das eigentliche Ziel aber lange Zeit nicht erreichen. Die Mannschaft spielte, unter den Trainern Johannes Manthey und Heinz Joerk, neun Jahre in der DDR-Liga. Mitte der 1950er Jahre entwickelten die Sportvereinigungen ihre Sportclubs. 1955 wurde der SC Aufbau Magdeburg gegründet, der am 23. August 1957 die Sektion Fußball der BSG Motor Mitte übernahm. Auch im Sportclub bildete der Fußball nur eine von mehreren Sektionen. In der Saison 1959 schaffte der SC Aufbau unter Fritz Wittenbecher, den angestrebten Aufstieg in die höchste Spielklasse, der DDR-Oberliga. Dort reichte das Fassungsvermögen des Heinrich-Germer-Stadions nicht mehr aus, sodass die Spiele im Ernst-Grube-Stadion ausgetragen wurden. 35.000 Zuschauer beim Spiel gegen den ASK Vorwärts Berlin am 12. Juni 1960 bedeuteten für den SC Aufbau einen neuen Vereinsrekord. Drei Spieltage vor Saisonende sicherte sich die Mannschaft durch ein 3:0-Sieg gegen SC Lokomotive Leipzig vorzeitig den Klassenerhalt. Am Ende der Saison 1960 erreichte der SC Aufbau den siebten Platz. Als Schlüsselspieler der Gründungszeit galt Stürmer Günter Hirschmann, der von 1955 bis 1969 330 Punktspiele für den Verein absolvierte und 113 Tore erzielte. Nachdem der Club in der Saison 1961/62 den neunten Platz erreichte, wurde Wittenbecher durch Trainer Ernst Kümmel ersetzt. In den Spielzeiten 1962/63 und 1963/64 kämpfte die Mannschaft gegen den Abstieg. Trotzdem konnten die Magdeburger am 13. Juni 1964 den ersten Titel gewinnen. Im Dessauer Paul-Greifzu-Stadion gewann der SC Aufbau im Finale mit 3:2 gegen den SC Leipzig den FDGB-Pokal, welcher zur Teilnahme am Europapokal der Pokalsieger berechtigte. Joachim Walter und Herrmann Stöcker drehten für die Magdeburger das Spiel. Als erster internationaler Gegner wurde Galatasaray Istanbul zugelost. Hin- und Rückspiel endeten jeweils 1:1. Daher wurde am 7. Oktober 1964 in Wien ein Entscheidungsspiel ausgetragen. Auch diese Partie ging mit 1:1 zu Ende. Per Münzwurf zog Istanbul in die nächste Runde ein. In der Liga erreichte der SC Aufbau in der Saison 1964/65 einen weiteren Mittelfeldplatz. Als erste Mannschaft des DDR-Fußballs konnten sie den FDGB-Pokal verteidigen. Am 8. Mai 1965 wurde im Berliner Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark der SC Motor Jena mit 2:1 bezwungen. Wie im Vorjahr drehte die Mannschaft von Ernst Kümmel nach Rückstand das Finale und gewann den zweiten Titel der Vereinsgeschichte. Im Jahre 1965 beschloss die DDR-Sportführung, den Fußballsport intensiver zu fördern, und veranlasste die Bildung von Fußballclubs durch Ausgliederung der erfolgreichsten Fußballsektionen aus den bestehenden Sportvereinen. Am 22. Dezember 1965 wurde der 1. FC Magdeburg im Magdeburger Ernst-Thälmann-Klubhaus gegründet. Der FCM gilt als erster Fußballclub des DDR-Fußballs. Heute erinnert eine Gedenkplakette am AMO Kultur- und Kongreßhaus an die Gründung des Vereins. Für die Magdeburger endete die erste Spielzeit 1965/66 mit dem Abstieg in die DDR-Liga. Trainer Ernst Kümmel wurde im Februar 1966 von Günter Weitkuhn abgelöst, der den Sturz in die Zweitklassigkeit allerdings nicht mehr verhindern konnte. Im Europapokal erreichte der FCM in der Saison 1965/66, nach einem 8:1-Sieg über den FC Sion am 17. November 1965, dem höchsten Sieg seiner Europapokal-Geschichte, das Viertelfinale. Dort setzte sich Titelverteidiger West Ham United mit 1:0 und 1:1 durch. |
Erfolge |
International UEFA National DFV DFB NOFV 1 × Meister der Regionalliga Nordost: 2015 FSA 13 × Landespokalsieger: 1993, 1998, 2000, 2001, 2003, 2006, 2007, 2009, 2013, 2014, 2017, 2018, 2022 (Rekordsieger) Junioren DFV DFB NOFV Weitere Erfolge In der Ewigen Tabelle der DDR-Oberliga belegt der 1. FC Magdeburg den siebten Platz. Der Verein absolvierte 30 Spielzeiten in der höchsten Spielklasse der DDR-Oberliga. Der FCM war mit Ausnahme der Saison 1966/67 in der Oberliga vertreten. Von 793 Spielen wurden 365 gewonnen, 238 verloren und 190 Partien endeten Unentschieden. Das Punkteverhältnis beträgt 920:666 nach der Zwei-Punkte-Regel. Die Magdeburger erzielten 1351 Treffer und kassierten 1046 Gegentore. Der 1. FC Magdeburg wurde 1974 in einer Leserumfrage der Tageszeitung Junge Welt zur Mannschaft des Jahres gewählt. Dreimal wurde ein Spieler zum Fußballer des Jahres gewählt. Jürgen Pommerenke wurde 1975 mit dem Silbernen Fußballschuh ausgezeichnet. Joachim Streich wurde 1979 und 1983 geehrt. Der FCM stellte in seiner Vereinsgeschichte neunmal einen Torschützenkönig. Jürgen Sparwasser war in der Saison 1966/67 erfolgreichster Torschütze (22 Tore) in der zweitklassigen DDR-Liga. Joachim Streich war in den Spielzeiten 1976/77 (17 Tore), 1978/79 (23 Tore), 1980/81 (20 Tore) und 1982/83 (19 Tore) Torschützenkönig der DDR-Oberliga. Der polnische Stürmer Arkadiusz Zarczynski war in der in der Saison 1996/97 (20 Tore) bester Torschütze in der Oberliga Nordost-Süd. Christian Beck holte in den Spielzeiten 2013/14 (22 Tore) und 2014/15 (20 Tore) die Kanone in der Regionalliga. In der Saison 2016/17 (17 Tore) war er bester Torjäger der 3. Liga. Die Zuschauer der ARD-Sportschau wählten dreimal (Stand August 2023) ein Tor des 1. FC Magdeburg zum Tor des Monats. Petr Maslej wurde für sein Fallrückzieher-Tor im DFB-Pokal-Spiel gegen den Karlsruher SC am 28. November 2000 ausgezeichnet. Christian Beck wurde zweimal gewählt. Er wurde für seinen Hackentreffer beim Spiel gegen den Halleschen FC am 25. November 2017 und für sein Seitfallzieher-Tor gegen Preußen Münster am 10. Februar 2018 ausgezeichnet. |
Fanszene |
Der 1. FC Magdeburg stellt eine der größten und lautstärksten Fanszenen im deutschen Fußball. Der Verein kann sich auf eine große Unterstützung verlassen. Allerdings schwankten die Zuschauerzahlen, aufgrund der sportlichen Berg- und Talfahrt seit der Vereinsgründung, deutlich. Nach dem Aufstieg in die 3. Liga und der Rückkehr in den Profifußball nahm das Interesse der Fans, ab der Saison 2015/16, wieder zu. Heute besuchen im Schnitt mehr als 20.000 Fans die Heimspiele in der MDCC-Arena. In der Saison 2023/24 stellten die Magdeburger mit 14.300 verkauften Dauerkarten einen neuen Vereinsrekord auf.Bei Auswärtsspielen unterstützen in der Regel zwischen 1000 und 3000 Fans die Mannschaft. Das Gästekontingent ist in der Regel vergriffen. Der Rekord wurde am 4. Juni 1983 im FDGB-Pokal gegen den FC Karl-Marx-Stadt aufgestellt: 25.000 Fans unterstützten den 1. FC Magdeburg im Pokal-Finale im Berliner Stadion der Weltjugend. Der Heim-Rekord stammt vom 4. März 1972 gegen den FC Carl Zeiss Jena mit 45.000 Zuschauern im Ernst-Grube-Stadion. Am 6. August 2023 erreichte der FCM die bisher höchste Zuschauerzahl in der MDCC-Arena: 28.350 Fans besuchten das Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig.
Die dominierende Fangruppierung ist die „Blue Generation“. Die ersten Züge der Gruppe „Blue Generation“ entstanden bereits 1998, als sich immer mehr Personen bei Heimspielen zusammenschlossen und erste Ansätze einer Ultrakultur entwickelten. 2 Jahre später, im Jahr 2000, schlossen sich diese Personen dann zu der Ultragruppe „Blue Generation“ zusammen. Die Ultras haben sich in der MDCC-Arena für die Nordtribüne (auch „Block U“ genannt) als Standort entschieden, um von dort das Team lautstark und optisch durch Choreographien zu unterstützen. Die Fans lehnen Montagsspiele ab und setzen sich für das legale Abbrennen von Pyrotechnik ein. Der 1. FC Magdeburg wird vom DFB immer wieder zu Geldstrafen verurteilt. Freundschaften Zu DDR-Zeiten pflegten die Magdeburger keine freundschaftlichen Beziehungen zu den Fans der gegnerischen Vereine. Es herrschte eine allgemeine Abneigung und Rivalität gegen alle anderen Mannschaften der DDR-Oberliga. In den 1990er Jahren entwickelte sich eine enge Beziehung zu den Fans von Eintracht Braunschweig. Zwischen Magdeburg und Braunschweig besteht seit 1987 eine Städtepartnerschaft. Eine offizielle Fanfreundschaft zwischen beiden Fanlagern gibt es aber nicht. Eine enge Freundschaft besteht mit der Fanszene des polnischen Clubs Hutnik Kraków, die regelmäßig durch gegenseitige Besuche und Gesänge gepflegt wird. Ein/Ausblenden Mehr zu den Fans Rivalitäten Hallescher FC Die Rivalität zwischen Halle und Magdeburg und der Kampf um die Vorherrschaft in Sachsen-Anhalt begründen die Rivalität zwischen dem 1. FC Magdeburg und dem Halleschen FC. Diese Entwicklung ist der deutschen Wiedervereinigung geschuldet. Zu DDR-Zeiten waren Halle und Magdeburg gleichrangige Bezirkshauptstädte. Am 28. Oktober 1990 fand im Saal der Johann-Philipp-Becker-Kaserne in Dessau die erste konstituierende Sitzung des Landtages von Sachsen-Anhalt statt. Die 106 frei gewählten Volksvertreter hatten darüber abzustimmen, ob Magdeburg oder Halle Landeshauptstadt werden sollte. Halle unterlag knapp mit acht Stimmen: Das Ergebnis fiel mit 57 zu 49 Stimmen zu Gunsten von Magdeburg aus. Die Rivalität zwischen den beiden Vereinen hat sich erst in den späten 1990er-Jahren entwickelt. Sportlich waren die Kräfteverhältnisse klar verteilt. Der 1. FC Magdeburg zählt zu den erfolgreichsten Vereinen in der Geschichte des DDR-Fußballs. Der Hallesche FC Chemie konnte nur wenige Erfolge vorweisen und nahm in der DDR-Oberliga überwiegend Mittelfeldplätze ein. Nach der deutschen Einheit wendete sich zunächst das Blatt: Der HFC qualifizierte sich in der Saison 1990/1991 für die 2. Bundesliga, während die Magdeburger in der Qualifikationsrunde zur 2. Bundesliga scheiterten und ab der Spielzeit 1991/92 in der drittklassigen Oberliga Nordost-Mitte antreten mussten. Nach dem Abstieg der Hallenser trafen beide Vereine zwei Jahre in der Oberliga Nordost-Mitte aufeinander. Anschließend stürzten die Hallenser bis in die Verbandsliga Sachsen-Anhalt ab. Erst in den 2000er-Jahren kam es wieder zu regelmäßigen Begegnungen im Ligabetrieb. Im Mittelpunkt stand immer die Frage wer die Nummer 1 in Sachsen-Anhalt ist. In der Regel schnitt der 1. FC Magdeburg besser ab, als der Hallesche FC. Allerdings hängte der HFC unter Trainer Sven Köhler den FCM, zwischen 2008 und 2015, ab. Der Verein entwickelte sich zum einem Spitzenteam der Regionalliga Nord und stieg in der Saison 2011/12 in die 3. Liga auf. Die Magdeburger kämpften zwischenzeitlich gegen den Abstieg in die Fünftklassigkeit. Nach dem Aufstieg des 1. FC Magdeburg in die 3. Liga 2015, änderten sich die Kräfteverhältnisse wieder: Der FCM übernahm wieder die sportliche Vorherrschaft im Land. Beide Vereine trafen in ihrer Geschichte in 106 Pflichtspielen aufeinander: Magdeburg konnte 48 Siege einfahren, der Hallesche FC 37, 21 Partien endeten Remis. Im Sachsen-Anhalt-Pokal ist der FCM mit 13 Titeln Rekordsieger. Der HFC konnte den Pokal 10 Mal gewinnen. Mit der Etablierung der vorherrschenden Fanszenen, der „Blue Generation“ auf der einen und der „Saalefront“ auf der anderen Seite, wird der Derbycharakter vor allem durch spektakuläre Choreographien untermauert. Am 1. Oktober 2016 wurde ein Anhänger des 1. FC Magdeburg bei einem Sprung aus einem fahrenden Regionalzug am Bahnhof in Haldensleben schwer verletzt. Der 25-jährige trug ein T-Shirt mit den Insignien von Block U, der Ultragruppierung des FCM. Er war auf dem Weg in sein Heimatort Barleben. Mit der Bahn reiste auch eine 80-köpfige Fangruppe des Halleschen FC, die sich auf der Rückreise vom Auswärtsspiel bei Fortuna Köln befand. Die Hallenser bemerkten den FCM-Fan, attackierten ihn verbal und forderten ihn auf, sein Shirt abzugeben. Der Magdeburger geriet in Panik, zog die Notentriegelung und sprang, nachdem der Zug den Bahnhof verlassen hatte, aus der Tür. Er erlag am 12. Oktober 2016 nach elf Tagen im Koma seinen schweren Verletzungen. Obwohl die FCM-Fans die HFC-Fanszene verantwortlich machen, blieb die Schuldfrage nach offiziellen Ermittlungen ungeklärt. Die Behörden sahen keinen Anhaltspunkt für eine Gewalttat. Am 21. Oktober 2019 kündigte die aktive Fanszene des 1. FC Magdeburg an, künftig alle Spiele gegen den Halleschen FC zu boykottieren. Das Sachsen-Anhalt-Derby hat seitdem an Bedeutung verloren. Am 19. Februar 2020 wurde der Fall in der Sendung stern TV thematisiert. Anschließend wurden die Ermittlungen wieder aufgenommen. Dynamo Dresden Partien zwischen dem 1. FC Magdeburg und Dynamo Dresden sind Risikospiele. Zwischen beiden Fanlagern besteht eine große Rivalität. Sie geht bis in die 1970er Jahre zurück, als beide Clubs regelmäßig um die Meisterschaft spielten. In Anlehnung an den spanischen El Clásico, wird das Spiel zwischen dem FCM und Dynamo, aufgrund seiner Bedeutung im ostdeutschen Fußball als Elb-Clásico bezeichnet. Bislang gab es 83 Begegnungen zwischen beiden Vereinen (Stand Juli 2021). Dynamo Dresden konnte 41 Spiele gewinnen, 22 gewann der 1. FC Magdeburg, 20 Partien endeten Unentschieden. Momentan treffen beide Mannschaften nicht aufeinander: Der FCM spielt in der 2. Bundesliga, Dynamo in der 3. Liga. Erstmals, seit der Saison 2001/02, ist Magdeburg höherklassig positioniert als Dresden. F.C. Hansa Rostock In der Saison 2015/16 traf der 1. FC Magdeburg nach 25 Jahren in einem Punktspiel wieder auf Hansa Rostock. Das Hinspiel im Rostocker Ostseestadion wurde am 23. September 2015 von schweren Ausschreitungen beider Fanlager überschattet. Im Vorfeld des Rückspiels am 5. März 2016, reduzierte der FCM das Karten-Kontingent auf Empfehlung der Polizei von 2200 auf 700 Tickets, was in beiden Fanlagern einen Sturm der Entrüstung auslöste.241] Die Bilanz spricht für die Magdeburger. Von 73 Spielen konnte der FCM 32 gewinnen, 25 Siege gingen an Hansa, 16 Partien endeten Remis. Derzeit spielen beide Clubs in der 2. Bundesliga. Fanclubs Der 1. FC Magdeburg hat aktuell 171 registrierte Fanclubs (Stand September 2023). Dort sind über 3000 Fans organisiert, wovon ca. 1300 auch Mitglied beim Verein sind. Die ältesten Vereine sind der Fanclub Hoyerswerda/Knappenrode und der Fanclub Halbe Liter aus Brandenburg an der Havel. Sie wurden 1978 gegründet. Derzeit sind 75 Fanclubs direkt in Magdeburg und 135 insgesamt in Sachsen-Anhalt beheimatet. Seit 2015 gibt es sogar einen offiziellen FCM-Fanclub in Vietnam. Weitere Fanclubs auf asiatischen Boden befinden sich in Dubai und im japanischen Sendai. Auch in Österreich und Ungarn gibt es Fanclubs des 1. FC Magdeburg. Innerhalb der Fanszene bildeten sich Ende der 1970er Jahre die ersten Fanclubs, die mit selbstgemachten Schärpen und eigenen Fahnen auftraten. Die prominentesten Fanclubs zu DDR-Zeiten waren die Domspatzen, 100 H, Fanclub 79, Blau-Weiße Wölfe und die Ankerfront. Mitte der 1980er Jahre wurde auch der Staat auf die Fußball-Fanclubs aufmerksam, sodass Ordner die Aufgabe hatten, Kontrolle über „ihre“ Fanclubs zu bekommen. So bestand die Möglichkeit, sich als Fanclub offiziell anerkennen zu lassen. Um die Fanclubs zu einer Registrierung zu bewegen, wurden einige „Köder“ ausgelegt. So bestand u. a. mit der eigenen Vorstellung im Programmheft oder der Teilnahme an vom Verein organisierten Fanclub-Turnieren die Möglichkeit, sich vorzustellen. Eine genaue Zahl der damals „organisierten“ Fanclubs lässt sich heute nicht mehr recherchieren, allerdings verweigerten auch fast alle „aktiven“ Fanclubs eine Registrierung. Wollte ein Fanclub in der Szene anerkannt sein, dann ging das nur ohne Registrierung. Der 1. FCM hatte vor der Wende offizielle und inoffizielle Fanclubs auf dem gesamten Gebiet der DDR. Mit dem sportlichen Niedergang reduzierte sich auch die Anzahl der Fanclubs. So waren 2006 nur noch 20 Fanclubs beim Verein gemeldet. In den vergangenen Jahren wurde auch durch eine verstärkte Arbeit mit den Fanclubs die Zahl auf aktuell 171 erhöht. Organisationen Nach der Insolvenz wollten die Fans mehr Einfluss auf die Vereinsarbeit nehmen, um die eigenen Interessen stärker zu vertreten. Aus diesem Grund wurde am 26. Juli 2002 der FanRat e. V. gegründet. Er verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke. Sein Ziel ist die Unterstützung des 1. FC Magdeburg in Fragen der Fanbetreuung, Vereinsarbeit und Traditionspflege. Der Verein fördert das Zusammenwirken der Fans durch Aktionen und Veranstaltungen jeglicher Art. Der Zweck ist die Unterstützung des Fußballsports in Magdeburg. Die Mitglieder engagieren sich ehrenamtlich. Besondere Aktionen in der Geschichte des FanRat e. V. waren eine Unterschriftensammlung im Jahr 2003, als er 30.000 Unterstützer für den Bau der MDCC-Arena gewann, sowie 2014 die Stiftung des Heinz-Krügel-Denkmals. Neben der Fanarbeit beim 1. FC Magdeburg gibt es das vereinsunabhängige Fanprojekt Magdeburg. Die Arbeit orientiert sich an den gesetzlichen Bestimmungen des SGB VIII (Kinder- und Jugendhilfegesetz) und am Nationalen Konzept Sport und Sicherheit. Träger ist der größte Verband der Freien Wohlfahrtspflege in Sachsen-Anhalt: Der Paritätische. Das Fanprojekt ist eine zentrale Anlauf- und Beratungsstelle für alle Fans und Fußballinteressierte. Es bietet Unterstützung beim Ausleben der Fankultur (z. B. bei der Durchführung von Choreografien) und anderen Aktionen rund um den Fußball in Magdeburg an. Des Weiteren vermitteln die Mitglieder bei Konflikten zwischen Fans, Verein und Polizei. Außerdem bietet das Fanprojekt Magdeburg Jugendlichen die Möglichkeit, in einem offenen Treff mit Gleichgesinnten in Kontakt zu treten und eigene Veranstaltungen umzusetzen. Regelmäßig werden Lesungen und Podiumsdiskussionen für Fußballfans organisiert. Jugendliche haben die Möglichkeit gemeinnützige Stunden abzuleisten. Ein wichtiger Arbeitsbereich des FCM-Fanprojekts ist die Unterstützung der Fans bei Heim- und Auswärtsspielen. 2015 wurde die Fanhilfe Magdeburg e. V. gegründet. Der Verein versteht sich als Solidargemeinschaft von Fans des 1. FC Magdeburg. Er unterstützt alle Fans, die vor, während oder nach den Spielen des Clubs in Konflikte geraten. Anlass der Gründung war das Auswärtsspiel gegen die zweite Mannschaft des 1. FC Union Berlin am 9. Dezember 2014, als aus einer kleinen Fan-Gruppe heraus Flaschen geworfen wurden, wurde für alle Auswärtsfans ein Stadionverbot auf Bewährung verhängt. |