Bekommt die 2. Liga in der nächsten Saison einen Traditions-Schub?
Während Schalke bereits als Bundesliga-Absteiger feststeht, werden auch aus der 3. Liga namhafte Traditionsklubs hochkommen. Mindestens einer, aber drei könnten es werden.
Aktuell führt drei Spieltage vor Ende Dynamo Dresden die Tabelle punktgleich mit Hansa Rostock (beide 66 Punkte) an. Auf Platz drei lauert zudem 1860 München (64) auf Ausrutscher des FC Ingolstadt (ebenfalls 64).
Und die Chancen der Münchner Löwen stehen nicht schlecht, schließlich hat der FCI das heftigste Restprogramm mit direkten Duellen gegen 1860 am letzten Spieltag.
Dynamo Dresden
Nach vier Spielen in Folge ohne Sieg (3 Pleiten, ein Remis) war die Tabellenführung plötzlich futsch – und Trainer Markus Kauczinski seinen Job los. Nachfolger Alex Schmidt änderte sofort das System, ließ hoch anlaufen, satt hinten abzuwarten. Prompt kam in den Nachholern gegen Duisburg (1:0) und Uerdingen (2:0) der Erfolg zurück, danach gegen Verl ein 0:0, geht Dynamo wieder als Tabellenführer in die letzten dre Spiele.
Vorteil Dynamo: Sie sind unter Schmidt nicht mehr ausrechenbar, spielen offensiv verschiedene Taktiken. Sie haben es selbst in der Hand, sind Stand jetzt nicht von Patzern der Konkurrenz abhängig. Und haben dazu mit Köln, Türkgücü und Wehen das vermeintlich leichteste Restprogramm. Alles Teams, für die es quasi um nichts mehr geht. Prognose: Dynamo marschiert als Erster oder Zweiter auf direktem Weg zurück in die 2. Liga!
Hansa Rostock
Typisch norddeutsch, bei Hansa trauen sie der ganzen Sache noch nicht so recht. Viel zu oft in den letzten Jahren machten sich die Hansa-Fans Hoffnungen – und wurden enttäuscht. Aber diesmal, nach neun Jahren Drittklassigkeit, scheint es wirklich so weit zu sein: Hansa Rostock hat beste Aufstiegschancen!
Mit einer herausragenden Rückrunde (nur eine Niederlage in 15 Spielen) arbeitete sich Hansa ganz oben ran – und blieb dort. Das Erfolgsrezept: Solide, ruhige Arbeit. Erstmals seit Frank Pagelsdorf (2005 bis 2008) bleibt ein Trainer länger als anderthalb Jahre im Amt, Jens Härtel (51) ist seit Januar 2019 dabei, hat kürzlich bis 2022 verlängert. Ihm vertrauen die Rostocker Bosse – weil er mit Magdeburg schon einmal den Sprung in die 2. Liga packte (2018).
Was für Rostock spricht: ein unglaubliches Selbstvertrauen. Fast immer, wenn Hansa in dieser Saison mit 1:0 in Führung ging, wurde gewonnen, nur gegen Wiesbaden gab es ein 1:1. Dazu die Last-Minute-Kraft! Hansa hat oft in der Nachspielzeit gewonnen (gegen Verl, Kaiserslautern, zuletzt 3:2 in Meppen) – eine Art Aufstiegs-Dusel.
Noch ein möglicher Trumpf: Nach dem Kracher gegen Konkurrent Ingolstadt (1:1) geht es nur noch gegen vermeintlich kleine Teams. Heimspiel gegen Zwickau, an den letzten beiden Spieltagen in Unterhaching und gegen Lübeck, die dann womöglich schon als Absteiger feststehen. Um es mit den Worten von Abräumer Jan Löhmannsröben (30) auszudrücken: „Wenn wir das Ding jetzt nicht ziehen, sind wir selber blöd.“
1860 München
Die Löwen schweigen weiter! Bei 1860 gilt das Motto: Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. Keiner spricht vom Aufstieg – und genau das macht die Löwen zuletzt so stark. Alle ziehen mit, halten sich eisern daran. Seit acht Spielen sind die Löwen ungeschlagen – auch Dank Sascha Mölders, der mit 36 Jahren jetzt schon 21 Mal getroffen hat. Der Ex-Bundesliga-Profi macht den Unterschied aus, reißt die ganze Mannschaft mit.
Die Löwen agieren mit Herz, Hunger und Humor. Herz, weil sie bis zur letzten Sekunde kämpfen und endlich auch enge Spiele gewinnen. Hunger, weil sie die meisten Tore schießen. Trifft Mölders mal nicht, bereitet er eben vor. Humor, weil Trainer Michael Köllner es vormacht: Seit der 0:1-Pleite gegen Duisburg rasiert er sich nicht mehr. „Damals war ich so sauer, dass ich nicht mal mehr Bock hat zum Rasierer zu greifen. Der Bart wächst und wächst, meine Frau leidet“, sagt er. Ob es am Ende ein Aufstiegsbart wird? Das Restprogramm hat es in sich, die zwei Derbys gegen FC Bayern II und am letzten Spieltag in Ingolstadt werden über den Aufstieg entscheiden. Aber Aufstiegsrelegation können die Löwen. Das haben sie nach dem Absturz in die Regionalliga 2018 gezeigt.
FC Ingolstadt/Nicolas Linner
Der FC Ingolstadt ist nach Hansa Rostock zwar das beste Rückrundenteam der 3. Liga., doch im direkten Topduell gegen die Kogge (1:1) , war’s das wohl mit dem direkten Aufstieg. Zu heftig war die jüngste Ergebnis-Delle samt Rumpelfußball (nur sechs Punkte aus fünf Spielen) und zu leicht ist das Restprogramm von Dynamo und Hansa.
Ohne Sieg wackelt sogar das Minimalziel 3. Platz, der schon bei einem Remis an 1860 verloren gehen könnte. Die letzte Hoffnung in diesem Fall ist das direkte Duell mit den Löwen am 38. Spieltag – als beste Heimmannschaft der Liga könnte der FCI dann zu Hause einen missratenen Endspurt wettmachen und wenigstens die Relegation zurückerobern.