Bock von Kapitän Männel entscheidet Sachsenderby
Ein schlimmer Patzer des Rekordspielers hat das Sachsenderby zugunsten von Dynamo Dresden entschieden. Es war das leiseste Derby aller Zeiten.
Dynamo Dresden hat das prestigeträchtige Sachsenderby in der 2. Fußball-Bundesliga am Sonntag beim FC Erzgebirge Aue mit 1:0 gewonnen. Ransford Königsdörffer erzielte im leeren Erzgebirgsstadion das Tor des Tages und profitierte dabei von einem schlimmen Fehler von Martin Männel.
FCE-Teamchef Marc Hensel überraschte schon vor dem Spiel und begann mit zwei waschechten Sachsen in der Startelf. Erik Majetschak (aus Leipzig) und Tom Baumgart (aus Chemnitz) rückten für Sören Gonther (Corona-Quarantäne) und Omar Sijaric in die Anfangself. Dynamo begann im Vergleich zum 3:1-Sieg gegen Karlsruhe nur mit einer Veränderung: Luca Herrmann begann für Julius Kade.
Die personellen Wechsel waren aber nicht der einzige Überraschungseffekt der Gastgeber. Hensel setzte erstmals auf eine Dreierkette und stellte den Dynamo-Angriff damit vor Probleme. Top-Torschütze und Ex-Auer Christoph Daferner fand in der ersten Halbzeit quasi nicht statt. Und auch sonst ließ Aue mit Ausnahme von einem Distanzschuss von Yannick Stark nichts gefährliches zu. So spielten die Schwarz-Gelben zwar den feineren Ball, gefährlicher war aber Aue. Schon nach wenigen Minuten hatte Dimitrij Nazarov das 1:0 auf dem Fuß, scheiterte aber nach einer feinen Pass-Stafette an Kevin Broll im Tor der Dynamos. Die zweite Großchance im Spiel versiebte Baumgart. Vom dribbelstarken Nicolas Kühn traumhaft in Szene gesetzt, schoss er aus zehn Metern kläglich am Tor vorbei (21.). Viel mehr Alarm herrschte in dem fairen Sachsenderby vor den Toren aber nicht. Dafür hielten sich beide Teams zu sehr an das taktische Konzept und waren darauf bedacht, keine Fehler zu machen.
Königsdörffer nutzt Männel-Geschenk
Sicherheit statt Risiko hieß es auch nach der Pause, aus der Aue besser herauskam, aber zwei Konterchancen kläglich liegen ließ. Dynamo hatte Mühe, kam nicht mehr zu Chancen. Ein Tor für Schwarz-Gelb lag wahrlich nicht in der Luft, fiel aber, weil ausgerechnet “Mister Aue” – Martin Männel ein Bock passierte. Der Keeper passte direkt in den Lauf von Ransford Königsdörffer, der die Einladung abnahm und allein vor Männel aus spitzem Winkel zur Führung traf. Königsdörffer jubelte über seinen dritten Treffer innerhalb einer Woche. Schon gegen den KSC hatte er doppelt getroffen.
Mit dem Gegentreffer war das Auer Konzept über den Haufen geworfen worden. Allein auf lange Bälle und Konter zu setzen, funktionierte nun nicht mehr. Dynamo beschränkte sich auf das Verwalten und hegte keinerlei Ambitionen auf das zweite Tor. So blieb das Spiel bis zum letzten Atemzug spannend und mit noch einem großen Aufreger. Nach einem Kühn-Schuss blockte Dynamos Michael Sollbauer den Ball mit dem Arm. Schiedsrichter Felix Brych (München) entschied auf Weiterspielen, auch aus Köln gab es kein Signal. Verdient wäre ein Remis, doch darum geht es im Fußball nicht – auch nicht im Sachsenderby.
Stimmen zum Sachsenduell
Pavel Dotchev (Aue): “Das Spiel war sehr intensiv. Wir haben sehr gut angefangen und hatten in den ersten 20 Minuten einige gute Chancen. Nach den Umstellungen wurde Dresden dann besser und hat druckvoller gespielt. Dresden hat uns nur zum Ende der ersten Halbzeit Probleme bereitet, viele Torchancen sind aber nicht herausgesprungen. Auch in der zweiten Halbzeit hatten wir die besseren Chancen. Der individuelle Fehler hat das Spiel entschieden. Das tut mir leid für die Mannschaft. Der Fehler hat nichts mit den Platzverhältnissen zu tun. Wir müssen im letzten Drittel zielstrebiger werden. Das ist das einzige, was ich der Mannschaft vorwerfen kann.”
Alexander Schmidt (Dresden): “Wir haben ein rassiges Derby gesehen. Vielleicht haben wir uns alle mehr Spielkultur gewünscht, aber Derbys sind oft etwas zerfahren. Beide Mannschaften haben gemerkt, dass viel auf dem Spiel steht. Uns hat es überrascht, dass Aue mit einer anderen Grundformation gespielt hat, darauf mussten wir uns erst einstellen. Das hat ein bisschen gedauert. Mit zunehmender Spieldauer haben wir in der ersten Halbzeit etwas mehr Kontrolle bekommen. Mir war es aber zu wild und zu offen. Es waren einige brenzlige Situationen für uns dabei. In der zweiten Halbzeit hatten wir mehr Struktur gegen den Ball gehabt. Aue hat uns alles abverlangt und war der erwartet schwere Gegner. Wir haben durch Königsdörffer den entscheidenden Punch gesetzt und sind sehr erleichtert.”
Während Aue nach der dritten Niederlage in Folge tief im Keller bleibt, befreit sich Dresden und kämpft sich auf den 11. Tabellenplatz vor.



