Fans, Profis und Verantwortliche erweisen Hans-Jürgen Dörner die letze Ehre
In diesem Rahmen gab es auch eine an die Dörner-Familie gerichtete Entschuldigung des Vereins.
Im Rahmen einer bewegenden Gedenkfeier haben am Donnerstagnachmittag rund 500 Menschen im Rudolf-Harbig-Stadion Abschied von Hans-Jürgen „Dixie“ Dörner genommen. Das Fußball-Idol war am 19. Januar 2022 im Alter von 70 Jahren an einer schweren Erkrankung verstorben. Der Tod des Olympiasiegers von 1976 hatte eine große Anteilnahme ausgelöst, die weit über Dresden und Sachsen hinausging.
„Wir können es noch immer nicht fassen. Viel zu früh musste er von uns gehen“, sagte Dynamo Dresdens Vereinspräsident Holger Scholze in seiner Trauerrede. „Er blieb stets bodenständig und zurückhaltend.“ Als Scholze in persönlichen Anekdoten unter anderem von einem gemeinsamen Gespräch mit Dörner berichtete, in dem es um „Dixies“ Erinnerungen an einen 10:1-Kantersieg gegen Chemie Buna Schkopau ging, erstickten Tränen seine Stimme. Die Gäste der Gedenkfeier auf den Rängen, unter ihnen auch die komplette Profimannschaft der Dynamos sowie Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU), lauschten mit andächtigem Schweigen.
„Er bleibt ein Glücksfall für Dynamo, für den Fußball und den Sport insgesamt“, sagte Scholze und erinnerte an die großartigen Erfolge, die der gebürtige Görlitzer im Laufe seiner Karriere errang – seine Meistertitel und Pokalsiege mit den Schwarz-Gelben sowie seine Laufbahn als Auswahlspieler. Insgesamt 20 Nachwuchsspieler von Gelb-Weiß Görlitz, Einheit Dresden-Mitte, Dynamo Dresden und der Dynamo-Dresden-Fußballschule, standen Spalier, als Scholze vor der nach Hans-Jürgen Dörner benannten Tribüne sprach.
„Unser aller Herz erobert“
Nicht unerwähnt ließ der Präsident gravierende Versäumnisse aus früheren Jahren, in denen damalige Verantwortliche von Dynamo Dresden das einstige Idol Dörner wenig wertschätzend behandelten und ihn wiederholt mit ihrem Verhalten kränkten. „Stellvertretend bitte ich im Namen unserer Sportgemeinschaft Dixie, seine Familienmitglieder und die nächsten Angehörigen dafür in aller Form um Verzeihung“, so Scholze, der auch auf Dörners Leiden durch eine Erkrankung ab 2018 einging. Vieles deutete nach einer sofortigen Operation „darauf hin, dass er den Teufel besiegt hatte.“ Drei Jahre später kehrte die Krankheit zurück und er verlor den Kampf gegen sie.
„Nicht nur der Größte der Vereinsgeschichte ist von uns gegangen. Es ist auch ein Mensch verloren gegangen, der unser aller Herz erobert hatte. Legenden sterben nie! Lieber Dixie, du wirst uns unendlich fehlen und dennoch immer mit uns sein“, schloss Scholze. Vor uns zwischen den Reden wurden auf den Stadionleinwänden Fotos aus Dörners Karriere gezeigt, untermalt von Musik, die Dörners Hinterbliebene ausgesucht hatten: Bruce Springsteens „Tougher than the Rest“, die Fußball-Hymne „You’ll never walk alone“ und Roland Kaiser.
„Dresden kann stolz sein“
„Dörner hat die SGD geprägt wie nur wenige andere – als Spieler und Persönlichkeit“, sagte Dörners langjähriger Weggefährte Ralf Minge, der eine zweite emotionale Trauerrede hielt – und persönliche Erlebnisse mit Dörner hervorhob. Wie den Flaschenwurf in Richtung „Atze“ Döschner in der Umkleidekabine, kurz nach dem späten und knappen Europapokal-Aus gegen Feyenoord Rotterdam 1981. „Das war das einzige Mal, dass er nicht mit der ihm innewohnenden Besonnenheit gehandelt hat. Aber es war auch ein Zeichen dafür, dass er authentisch war, sich nie verstellte und immer gewinnen wollte“, so Minge, der mittlerweile als Sportdirektor des Halleschen FC tätig ist.
„Seine Fähigkeiten waren fast zu elegant für den Arbeiter- und Bauernstaat. Vor lauter Respekt siezte ich ihn“, führte Minge über die erste Zeit aus, in der er Dörner plötzlich nicht mehr als jugendlicher Zuschauer, sondern als sein Mitspieler und Nebenmann in der Kabine sitzen sah. „Leichtsinn wurde ihm ab und an vorgeworfen. Dabei war es Leichtigkeit.“ Nach der Wende war Dörner als Trainer tätig, habe aber nach zehn Jahren genug gehabt vom Profigeschäft und landete schließlich im Dresdner Stadtfußball als Chefcoach von Einheit Mitte. „Ein Weltstar in den Niederungen des Fußballs? Nein, ein Mensch, der Freude daran hatte, seinen Erfahrungsschatz weiterzugeben“, sagte Minge.
„Dresden kann stolz sein, einen solchen Fußballer gehabt zu haben. Es gibt nicht viele Spieler, die so mit einem verein verbunden sind und bleiben und trotz ihrer Klasse nie ein anderes Trikot getragen haben“, so Minge. „Nun ist es an uns, das Vermächtnis des Hans-Jürgen Dörner fortzuführen, die Erinnerung an ihn in Ehren zu halten.“ Die in Dresden diskutierte Umbenennung der vorm Rudolf-Harbig-Stadion verlaufenden Lennéstraße in Dixie-Dörner-Allee könne sich Minge sehr gut vorstellen. Dies würde Dörners Lebensleistung gerecht werden.